Der letzte Weihnachtsbaum ⁓ 2015
Aus dem eigenen Bedürfnis und dem Wunsch nach einer natürlichen und vor allem auch funktionierenden Alternative zum geschlagenen Weihnachtsbaum, entstand die Idee zu Frohnachtsbaum in der Adventszeit 2015. In diesem Jahr besorgten wir uns unseren letzten ganzen geschlagenen Weihnachtsbaum.
Rückblick in den Advent 2015
Der letzte Weihnachtsbaum – es ist der 3. Advent und bereits seit vielen Jahren erscheint uns gerade in Zeiten des Waldsterbens und des Klimawandels, das Feiern mit einem geschlagenen Weihnachtsbaum nicht mehr zeitgemäß. Wir hatten schon viele Jahre gänzlich auf einen Weihnachtsbaum verzichtet, doch auch unterschätzt welche Kraft eine gelebte Tradition und Kultur hat. Sie einfach weg zu lassen aus welchen Gründen auch immer, gelingt mir in diesem Jahr nicht mehr. Zu groß ist die Sehnsucht nach einem Weihnachtsfest, welche ich als Kind Zuhause erleben durfte, diese Kultur selbst aber als Erwachsene, aus Nachhaltigkeits-Aspekten nicht weiterlebte. Ja, mein Unterbewusstsein ist schon seit vielen Jahren auf der Suche nach der einen Idee zu einer wirklichen, ehrlichen, natürlichen und vor allem auch funktionierenden alternativen Konzept. Plastik- oder Topfbäume sind es definitiv nicht! Wie sich während der darauffolgenden Produktentwicklung und den Recherchen zur echte Alternative herausstellt, absolut berechtigt.

Zunächst aber feierten wir noch ein letztes Mal mit einem geschlagenen Weihnachtsbaum. Direkt aus dem Wald, so dachten wir, ist die Baumfällung zum Fest der Liebe hier heraus „eher vertretbar“. Dies scheint grundsätzlich zu dieser Zeit eine nicht hinterfragte Annahme in der Gesellschaft zu sein. Das zeigt sich vor allen Dingen auch beim großen alljährlichen Zulauf der Menschen, die aus den Gemeinden und vor allen den Städten anreisen, um Weihnachtsbäume direkt aus unserem heimischen Wald zu schlagen und mitzunehmen.
Natürlich durch die einschlagende Unterstützung durch Theo, unserem lieben Nachbarn, der seine eigene Waldlichtung ganz in unserer Nähe hat und mit eigens angebauten Nordmanntannen alle Advente wieder zu einem weihnachtlich idyllischen Ort werden lässt. „Immer kann man das nicht machen, dann habe ich keine Tannen mehr!“ lässt Theo verlauten, „Doch solange es noch geht, ist es doch ein schönes Unterfangen!“ Es gibt ein Blockhaus in dem Glühwein gekocht wird und in dem sich der Dampf mit dem der Wienerwürstchen vermischt und nach draußen an kalten roten Nasen vorbei ans nahe gelegene Lagerfeuer zieht.
Lagerfeueridyll vs. Motorsägen knattern
Genau hier stehen auch wir im Jahr 2015, umgreifen mit beiden Händen unsere wärmenden Glühweintassen und blicken in die verschneite noch vorhandene Weihnachtbaumlichtung. Theo schwingt unaufhörlich die Motorsäge und läuft zwischen seinen kleinen bis großen Tannenbaumzöglingen hin und her. Auch hier zeigt sich der hohe Anspruch der Menschen nach einem perfekt aussehenden Weihnachtsbaum! „Nein, doch lieber dieser! Oder? Was meinst Du, Schatz!“ ist der wohl meist ausgesprochene Satz an diesem Tag. „Er“ muss halt schön sein, der Weihnachtsbaum! Etwas paradox, dass genau das, das Glück der nicht ausreichend schönen Tannenbäume ist, diese dürfen im Wald bleiben und weiter waschen und werden nach hoher Wahrscheinlichkeit niemals in ein weihnachtliches Wohnzimmer einziehen müssen um dann nach ca. 3-4 Wochen wieder entsorgt zu werden.
Dennoch am Ende des Tages, ist es ziemlich licht geworden! Theos Weihnachtsbaumkultur gibt es nicht mehr und ich frage mich, ob aus den viele Holzstumpfen wohl wieder neue Tannentriebe herauswachsen, die braucht es doch für das nächste Jahr. Das wäre irgendwie ein Trost… Doch so ein Menschengroßer Weihnachtsbaum, erfahre ich an diesem Tag, wächst ca. 12-15 Jahre – oh, so lange, das wusste ich nicht!
„Wir nehmen nur einen ganz kleinen Weihnachtsbaum!“ rufen wir Theo zu, der uns mit einer Handbewegung und der knatternden Motorsäge in der anderen Hand zu sich rüber winkt: „Jetzt seid ihr dran, habt ihr schon einen Baum ins Auge gefasst?“ Wir haben kein gutes Gewissen, entscheiden uns dann aber für einen buschigen und recht stolz aussehenden kleinen Tannenbaum…
Die Sternstunde von Frohnachtsbaum
„Dann feiert doch nur mit ein paar Tannenzweigen…“, sagte Theo, als wir während der blitzschnellen Fällung unser Unbehagen aussprechen.
„Ja…!“, dachte ich, am besten mit ein paar Zweigen von den Tannenbäumen, die keiner haben will und jetzt weiterwachsen dürfen! Und jedes Jahr entnehmen wir nur ein paar Zweige in wertschätzender Art und Weise von diesem Baum. Die Idee gefällt uns und wäre eine vertretbare Art, die mit der Natur und unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit geschieht.
Das war die Sternstunde von Frohnachtsbaum💫 in einem Waldstück in der Eifel im Advent!
Organisches wachsen
Fast genauso lange, wie es für einen durchschnittlich großen Weihnachtsbaum zum wachsen braucht, benötigten wir für die Entwicklung von Frohnachtsbaum: zum Wachsen, Bilden, Reifen, Entwickeln, Glauben, Durchhalten, Netzwerken, Trauen, Zeit, Geld und Herzblut investieren und letztendlich Umsetzen zu einem marktreifen Produkt. Denn nachdem wir damit anfingen mit unseren ersten Prototypen aus frischen Tannenzweigen Weihnachten zu feiern, war die Nachfrage aus unserem Familie-, Freundes- und Bekanntenkreis recht schnell groß. Sie teilten uns mit, dass auch sie schon seit langem das Feiern mit einem ganzen geschlagenen Weihnachtsbaum nicht mehr zeitgemäß finden, jedoch bislang keine für sie passende und natürlich Alternative gefunden haben. Das kannten wir sehr gut! Frohnachtsbaum ist da genau richtig und vor allem ohne dabei auf frische Tannenzweige verzichten zu müssen!

Die Vision
Ich frage mich oft, warum ich das eigentlich mache? Jede Sekunde und alle finanziellen Mittel stecke ich in dieses Projekt. Doch meine Vision ist so klar vor meinem geistigen Auge, dass ich jeden Tag dafür gehen will, um diese Wirklichkeit werden zu lassen! Eine Vision, in der es statt pflegeintensiver Monokulturen wieder heimische und bunte Wälder gibt! Selbstbestimmte Mischwälder, die keine Pflanzenschutzmittel brauchen, um saftiges Tannengrün wachsen zu lassen. Die Heimat für wertvolle Tier- und Insektenarten sind und auch bleiben, während und nach der Ernte. In denen die Ernte der Zweige von Hand und mit wertschätzender Ruhe stattfindet. Mit dem Respekt der dort lebenden Tiere und der Natur gegenüber und gänzlich jedem, auch dem Menschen von Vorteil sind, weil nur eine natürliche Umwelt, die sich im Gleichgewicht befindet, Gesundheit, Glück und Geborgenheit bedeutet!
Eine Vision, in der es eine neue innovative vorweihnachtliche Aktion gibt, die in allen denkbaren sozialen Kontexten sattfinden kann. Eine Aktion in der gemeinsam geschnitzt, gesteckt und wertvolle Zeit erlebt wird. Kreativ, analog, in Verbundenheit miteinander und mit unserer Natur…
Fröhliche Weihnachten!
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